29. April-05. Mai - Reutlingen Mitte Mai haben wir in Aulendorf einen Werkstatttermin um die Aufbau- und Dichtigkeitskontrolle durchführen zu lassen. Deshalb fahren wir nicht mehr weiter nördlich sondern in Richtung Osten. Unsere nächste Etappe ist Reutlingen. Die Homepage der Stadt sagt folgendes: Für die einen ist sie die jüngste Großstadt Baden-Württembergs – für die anderen die schönste! Denn Reutlingen ist mehr als eine der wenigen europäischen Großstädte in einem UNESCO-Biosphärenreservat. Reutlingen ist mehr als die einstige freie Reichsstadt. Und Reutlingen ist auch mehr als die engste Straße der Welt. Dann schauen wir die nächsten Tage mal selber, was Reutlingen mehr bietet als andere Städte. Nach rund 2 1/2 Stunden fahrt bei schönstem Frühlingswetter kommen wir knapp 30 Minuten später als geplant in Reutlingen an. Ausgerechnet in einer Autobahnbaustelle hat ein LKW eine Panne und steht auf der rechten der beiden Fahrspuren. Es ist "noch" keiner dieser Megastaus, wie es sie auf deutschen Autobahnen oft gibt. Es sind einfach knapp 30 Minuten stehender Kolonnenverkehr. Wir sind aber so oder so rechtzeitig dran und fahren nach dem Mittag auf den Stellplatz. Auch hier wieder genügend Platz. Wir lassen die Abwassertanks ab, füllen Frischwasser auf und richten uns häuslich ein. Wäre noch spannend zu Wissen, wie lange der Stau am Ende wurde, während wir schon gemütlich auf dem Stellplatz sassen. Der Stellplatz ist zwar am Stadtrand gelegen, aber es gibt in unmittelbarer Umgebung viele Lebensmittelläden. So haben wir heute auch keinen Grosseinkauf gemacht, von den schweren Sachen wie Getränken haben wir noch genügend an Bord, sondern fahren nach der Ankunft "schnell" mit den Bikes in den Lidl. Schnell ist dann halt immer so eine Sache. Aus zwei Minuten fahrt in den Lidl, so 15 Minuten einkaufen und wieder zwei Minuten zurückfahren sind dann 2 1/2 Stunden geworden. Der Grund: Ein paar Meter vor dem Laden reisst bei Sandras Velo die Kette... Also in den Notfallmodus schalten und reagieren. Fahrrad abstellen und abschliessen. Sandra geht in den Lidl und ich mit der Kette im Gepäck zurück zum Wohnmobil. Mal schauen, ob ich das provisorisch wieder hinbringe mit dem richtigen Werkzeug. Leider ist ein Kettenglied so verbogen, dass ich es zwar wieder zusammenbekomme. Aber so richtig gut wird das nicht. Aber evtl. hält es ja, bis zur nächsten Fahrradwerkstatt - diese ist etwa 7 Fahrrad-Minuten entfernt - das wäre auch zu Fuss, Radstossenderweise, noch machbar. Zurück zum Lidl, die "geflickte" Kette und das Werkzeug im Gepäck. Kette montieren, zwei, drei Radumdrehungen von Hand gemacht und peng. Die Kette reisst (wie befürchtet) wieder. Nächster Plan: Die Werkstatt. Wir versuchen "Abschleppwagen" zu spielen. Ich fahre und Sandra hält sich hinten an meinem Velokörbli fest. Das klappt sogar und wir kommen relativ zügig und sicher in der Stadt an. Ich parkiere mein Bike in der Stadt und Sandra wird in einer Gartenbeiz "parkiert". Die restlichen paar Meter zum Velohändler mache ich zu Fuss und im Trottinettmodus. Der Velomech ist leider "nur" eine Selfservice-Veloflick-Station. Das bringt mir nichts. Nicht gut genug geschaut in Google-Maps. Zum nächsten richtigen Mech sind es nochmal etwa 10 Minuten. Ich trottinettle also weiter und komme beim Händler an, der mich erstaunt anschaut und mir mitteilt, er verkaufe seit vier Monaten nur noch. Die Werkstatt sei geschlossen - FACHKRÄFTEMANGEL!!! Er zeigt mir eine richtige Werkstatt - nochmal 15 Minuten schieben und trottinettlen. Es gehe aber eher bergab, meint der freundliche, werkstattlose Velohändler. Ich komme an der Werkstatt an und Hallelujah, die haben noch Velomechaniker, machen nicht lange Theater und flicken meine Kette. 15 Minuten und 4.95 Euro später, kann ich wieder losfahren. Die schwarzen Hände durfte ich auch noch waschen. Sandra in der Stadt abholen und mit den Einkäufen und zwei intakten Bikes zurück zum Stellplatz. Das Bier zum Apero hat heute noch besser geschmeckt als sonst ;-) Die schwarzen Fingernägel sehen heute wieder sauber aus, das Bild war nach dem Händewaschen! Die Werkstatt läuft super. Während der kurzen Wartezeit sind fast ununterbrochen Radfahrer zugefahren. Mit Termin, ohne Termin, mit Defekten oder auch ein Herr nur mit (dummen) Fragen. Donnerstag ist der 01. Mai. Der "Tag der Arbeit". In Deutschland mit seinen starken und mächtigen Gewerkschaften ein wichtiger Feiertag und die Läden im ganzen Land sind geschlossen. Wir beschliessen, den Tag gemütlich auf dem Stellplatz zu verbringen, vielleicht eine kleine Spritztour mit den Rädern zu machen, aber eher nicht in die Stadt zu gehen. Wir haben keine grosse Lust, am Ende mitten in einer Velodemo zu landen und den Gewerkschaftsfahnenschwingenden und mit Trillerpfeiffen bewaffneten (so kenne ich es aus dem TV, wenn die deutschen Gewerkschaften unterwegs sind) 1. Mai-Demo-Umzugsteilnehmern zu begegnen. So lassen wir es uns erst mal gutgehen. Der Bäcker in der Nähe hat bis 11.00 Uhr geöffent. So gönnen wir uns ein feines Gipfeli zum Frühstück. Nach dem Mittag gehts dann bei schönstem, eher Sommer- als Frühlingswetter, mit dem Rad auf den Waldweg neben dem Stellplatz. Wir fahren einfach mal drauf los. Vorbei am Tennisplatz, den Volleyballfeldern, dem Freibad, das erstaunlich gut besucht ist an diesem Feiertag und dem Fussballstadion. Der Weg war eher kurz und wir sind bereits an einem grossen Parkplatz angekommen und schauen mal, was es in der Nähe noch so zu erkunden gibt. Die "engste Strasse der Welt" am Rande der Altstadt, da zwängt sich der 1. Mai Umzug mit Sicherheit nicht durch. Also fahren wir los und schauen uns diesen eher kuriosen Ort, der es ins Guiness Buch der Rekorde geschafft hat, an. Extra nach Reutlingen fahren würden wir sicher nicht für diesen Ort. Aber wenn man schon mal da ist. Auf jeden Fall haben wir es getan. Wir sind durch die engste Strasse der Welt gelaufen. Auf der Fahrt zur "engsten Strasse der Welt" haben wir von der Altstadt her Musik gehört. Die Neugier hat uns dann doch gepackt und wir sind mal in Richtung der Musik gefahren. Ein tolles kleines Fest auf dem Marktplatz mit einer tollen Live Band, die gute, rockige Coverversionen bekannter Hits spielte, erwartete uns. Die Gewerkschaften waren mit Ständen vor Ort. Fahnen und Trillerpfeiffen haben wir weder gesehen noch gehört. Ein friedliche Volksfestatmosphäre ohne viel Polizei. So geht 1. Mai also auch ;-) Zurück auf dem Stellplatz besprechen wir die weitere Reise. Wir entscheiden, bis über das Wochenende hier zu bleiben. Der Platz in Reutlingen gefällt uns super. Ein üppiges Feiertagsmahl: Nürnberger Bratwürste, Kartoffeln, Knoblibrot und Salat. Wir haben fast alles aufgegessen ;-) Den verregneten Samstagvormittag nutzen wir, um ein paar Dinge zu erledigen, die wir schon lange in Angriff nehmen wollten. Das Wetter war aber in den letzten Tagen einfach zu schön dafür. Heute hat es gepasst. Unsere Dusche tropft schon seit dem ersten Tag ganz leicht aus der Brause. Ich habe das schon mal in der Werkstatt angesprochen und es wurde mir gesagt, das sei ein bekanntes Problem. Soll heissen, da machen wir nichts dran... naja, ganz zufrieden war ich damit nicht, aber schlimm war es auch nicht. Und die paar Tropfen gingen ja jeweils in die Duschtasse und konnten keinen Schaden anrichten. Auf der aktuellen Reise wurde es jetzt aber immer heftiger. Das Wasser tropfte sogar aus dem Mischer. Und dann, plötzlich und wie aus heiterem Himmel hatte ich die Erleuchtung. Ich bin ja ursprünglich gelernter Sanitär Installateur mit jahrelanger Erfahrung als Service Monteur (auch wenn meine letzte Reparatur Jahrzehnte her ist). Gelernt ist gelernt und so mache ich mich daran, die komischste Duscharmatur, die ich je gesehen habe auseinanderzubauen. Als Werkzeug braucht es genau einen Schraubenzieher. Der Rest dieser Plastikarmatur kann von Hand auseinandergeschraubt werden. Mischerpatrone raus, von Hand etwas reinigen, reinpusten (hat den Hausfrauen früher viel Eindruck gemacht und ich konnte gleich wieder eine Viertelstunde mehr auf dem Rapport aufschreiben), Patrone einsetzen, alles zusammensetzen und siehe da. Problem gelöst. Nichts tropft mehr. So sollte das eigentlich ab Werk ausgeliefert werden ;-) Wie oft habe mir den Kopf gestossen an den echt heftigen Kanten in der Heckgarage. Deshalb haben wir schon zu Hause ein Kantenschutz Set gekauft und jetzt eingebaut. Besonders schön ist es nicht und es verhindert auch nicht, dass ich den Kopf nicht mehr anschlage. Aber es tut nicht mehr ganz so fest weh... So haben wir den regnerischen Samstag gut genutzt - am Montag gehts dann weiter. Unser nächstes Ziel ist Ulm. Mal schauen, wie es uns dort gefällt. Von Reutlingen können wir jedenfalls sagen: Der Stellplatz gefällt uns super und was die Homepage der Stadt so vielversprechend anpreist, können wir bestätigen. Es hat uns gefallen in Reutlingen.
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